Heike Roettgers

GPA Kompetenz- und Feedbackkarten nach GPA Syst®

by .  
40 - 9015 - 15 Medium

Die GPA-Karten erlauben es, in der beraterischen Arbeit schnell an den persönlichen Werten und Glaubenssätzen anzuknüpfen. So können Überzeugungen und Haltungen und damit die eigenen Filter der Wahrnehmung reflektiert werden.

10

Goal

Die Mitglieder eines Teams geben sich gegenseitig Feedback, welche Kompetenzen sie bei wem in ihrem Team wahrnehmen.

Attachments

Materials

    Instructions

    Zunächst werden die Kompetenzkarten auf einen oder mehrere Tische verteilt. Werden sowohl Selbst- als auch Fremdeinschätzung durchgeführt, werden für ca. 10 Teilnehmende 200-300 Karten, also 2-3 Kartensätze benötigt, so dass die Kompetenzen zwei bzw. dreifach auftauchen.

    1. Runde: Auswahl der Karten für sich selbst
    Leiten Sie diese runde z.B. wie folgt ein:

    • "Bitte wählt aus den auf den Tischen verteilten Karten solche aus, deren Aussagen Du als zentrale Eigenschaften oder zentrale Kompetenzen Deiner Person ansiehst. Zentral bedeutet, dass es etwas ist, was zu Dir gehört, so dass Du immer Bezug nehmen kannst, dass Du eindeutig (also nicht manchmal oder nur in bestimmten Situationen, sondern eigentlich immer) als zu Dir gehörig betrachtest.
      Die Anzahl der Karten ist nicht relevant. Es können 3, 5 oder 7 Karten sein, nur bitte keine beliebigen nehmen. Die Farbgebung ist in der 1. Runde auch nicht relevant. Bitte keine Kompetenzkarten nehmen, die nur ab und zu mal auf Dich zutreffen." 
    • "Bitte nimm Dir 4-5 Minuten Zeit und suche Dir die 3, 4 oder 5 Karten (es können auch 6 oder 8 sein), die für Dich eindeutig zu Dir passen."

    Alle suchen sich ihre Karten. In der Zwischenzeit schreibst Du alle Teilnehmernamen auf je eine Karte und legst diese auf den Stuhl des-/derjenigen.

    • "Bitte lege die Karten, die Du für Dich genommen hast, an einen sicheren Platz, damit sie nicht mit den Karten in der 2. Runde vermischt werden."

    2. Runde: Auswahl der Karten für die anderen

    • "Geht zurück zum Tisch und wählt nun Karten aus, die Dir für die anderen aus Eurem Team (der Gruppe) als eindeutig passend erscheinen. Bitte wähle für jedes Teammitglied mehrere Karten aus. Lege diese bitte umgedreht auf den mit dem Namen der betreffenden Person gekennzeichneten Stuhl."

    Jeder sucht für alle anderen Karten und legt sie verdeckt auf seinen/ihren Stuhl (daher vorher die Namenskarten auf die Stühle legen). Jetzt können so viele Karten wie möglich genommen werden, alle Karten können "verbraucht" werden - müssen aber nicht. 
    Wichtig ist, dass nur solche Karten genommen werden, die nach Ansicht derjenigen, die sie auswählen eindeutig passen. 

    3. Runde: Sichtung der Karten, die man bekommen hat
    Alle setzen sich wieder und schauen sich zunächst die Karten an, die sie bekommen haben und legen sie auf dem Boden aus, jetzt nach Farben sortiert. Doppelte besser nicht übereinanderlegen.

    4. Runde: Teilen des Eindrucks
    Nacheinander sagt jede/r, was die Karten ihr/ihm dem ersten Eindruck nach auslösen: Welche überrascht besonders, freut, zu welchen gibt es Fragen...?

    5. Runde: Input GPA Schema
    Erster Input: An dieser Stelle ist es sinnvoll, entsprechend den Erläuterungen das GPA-Schema unter Bezugnahme auf die Farbgebung der Karten zu erläutern. Dieses kann zum besseren Verständnis gleich mit Beispielen zu typischen Konflikten oder Synergien zwischen den "Farben" geschehen. Z.B. ärgern sich rote Anteile vielleicht über zu logische Argumentationen der gelben Anteile, die aus ihrer Sicht das Unkalkulierbare am menschlichen Verhalten vernachlässigen.

    6. Runde: Input: Wirkung auf die Gruppe
    Weiterer Input mit grundsätzlichen Aussagen zum Feedback, um zu vermitteln, dass das Feedback nicht sagt, wie jemand ist, sondern stattdessen, wie jemand in diesem Team wirkt. Ein solches Feedback kann Anlass geben zu Fragen wie: "Möchte ich in dieser Gruppe so gesehen werden? Gibt es Aspekte von mir, von denen ich auch möchte, dass sie deutlicher werden?"  Daran schließt sich die Überlegung an, ob man mit dem Bild, das sie Gruppe von der eigenen Person hat, einverstanden ist. Falls nicht, wäre die Frage, wie sich das Bild ändern müsste.

    7. Runde: Team-Diskussion
    Im Anschluss können in einem Team Diskussionen beginnen wie: Ich wünschte, Ihr seht mich auch anders... Oder: Derjenige mit den meisten roten Karten ist unser Kümmerer für das Zwischenmenschliche; wen der sagt, wir sollten nicht so viel harmonisieren, dann sollten wir wirklich damit aufhören.

    8. Runde
    Nun werden die Karten, die man sich selbst gegeben hat, zum Vergleich unter die Karten aus der Fremdwahrnehmung gelegt, am besten durch die Namenskarte getrennt. 
    Der Input hierzu lautet etwa: "Es ist weder gut noch schlecht, ob die Karten übereinstimmen, sondern es geht darum den Unterschied zu sehen und zu entscheiden, ob man ihn will oder nicht."

    9. Runde
    Wenn am Ende alle Karten, die jeder und jede bekommen hat, nach Farben sortiert in die Mitte gelegt werden, ergibt sich ein Bild aller im Team wahrgenommener Kompetenzen: Was überwiegt im Team, wovon gibt es eher weniger? Worauf sollten wir bei der Einstellung achten?

    Je nach Intention können sich jetzt weitere ausführlichere Impulsinputs anschließen. 

    Im Ergebnis werden die Mitglieder des Teams oder der Gruppe einen zweifachen Erkenntnisgewinn haben. Sie werden einmal ein Feedback dazu erhalten, auf welche Art ihr Verhalten oder ihre Arbeit im Team- bzw. Gruppenkontext wahrgenommen wird. Ferner bekommen sie ein Bild davon, welche Werte wo in einem Team wahrnehmbar vertreten sind. Welche Kompetenzen nutzt der Einzelne und nutzt das Team vorrangig zur Bearbeitung bestimmter Fragestellungen? Wo sind ggf. Kompetenzlücken, also diejenigen Stellen, wo Entwicklungsarbeit besonders nützlich ist? Wie kann hier noch mehr entstehen?

    Für den Einzelnen interessant ist of die Beobachtung, ob die eigenen Werte und Kompetenzen eher verbreitet sind oder ob sie nur vereinzelt im Gruppenkontext auftauchen. Dieses kann Hinweise für die eigene Position innerhalb des Gruppenzusammenhangs geben und Beziehungs- und Verhaltensmuster erklären und, falls erforderlich, verändern helfen.

    ------------------

    Das GPA-Schema

    Pole im Raum

    Das GPA-Schema lässt sich am einfachsten vorstellen als einen Raum, in welchem sich drei Pole befinden, die, wenn man sie miteinander verbindet, ein gleichschenkliges Dreieck bilden. Jeder dieser Pole ist ein Symbol für einen Teilbereich dessen, was unsere Existenz als Mensch prägt und ausmacht: unsere Werte, unsere Vorstellung von dem, was ist, was uns in dieser Welt Halt und Richtung gibt. Der Begriff Werte steht hier auch als Synonym für Kompetenzen, Ressourcen, Prinzipien, Haltung, Kraftquellen, Thesen oder Glaubenssätze.

    Jeder Mensch ist in seiner Art einzigartig; die Sichtweise auf die Welt, seine Entwicklung und seine Kompetenzen folgen den eigenen Wegen. Die drei Pole des GPA-Schemas mit ihren verschiedenen Werten erlauben es, diese Unterschiede zu systematisieren und sichtbar zu machen. Dabei wird danach gefragt, bei welchem Pol und in welcher Situation quasi der persönliche Start in die eigene Werte-Welt liegt. Von daher können die Pole auch als Türen vorgestellt werden, durch welche der dreieckige Raum betreten wird. 

    IMG_7283.jpeg

    Die Pole oder Türen heißen:

    1. Erkenntnis/Wissen
    2. Beziehung/Miteinander
    3. Ordnung/Struktur

    Ihnen sind Wortfelder zugeordnet, da je nach spezifischer Haltung eines Menschen unterschiedliche Worte zu dem jeweiligen Pol passen können. Diese Wortfelder sind:

    • Wortfeld zu Erkenntnis/Wissen:
      • Erkenntnis, Wissen, Klarheit, Wahrheit, Einsicht, Vision, Denken, Unterscheidungsfähigkeit, Veränderung, das Neue, Kopf, das Wahre (Logik), ...

    • Wortfeld zu Beziehung/Miteinander
      • Beziehung, Miteinander, Vertrauen, Gefühl, Mitgefühl, Liebe, Wertschätzung, Sehnen, Hingezogensein, Schönheit, Empathie, Fühlen, Wertschätzung, Herz, das Schöne (Ästhetik)...

    • Wortfeld zu Ordnung/Struktur
      • Ordnung, Struktur, Regeln, Pflicht, Ehrfurcht, Schuld/Unschuld, Ausgleich, Wirkung und Ursachen, Verantwortung, Wollen, Tat/Handlung, Praxis, Fundament, Boden, Ruhe, Ehrfurcht, Bauch, das Gute (Ethik)

    Für die Benennung der Pole lassen sich je nach Kontext verschiedene Variationen für Triaden aus den Wortfeldern finden. Für die Systematisierung der Werte in einer Unternehmenskultur bietet sich beispielsweise die Bezeichnungen Wissen/Vertrauen/Struktur an, für die persönliche Führungskultur eher Erkenntnis/Emotion/Ordnung.

    Die hier aufgezählten Worte für die Pole sind immer noch keine vollständige Darstellung dessen, was sich mit den Polen verbindet. Sie sind lediglich Repräsentanten für weitere mögliche Begriffe.

    Je nach Bedeutung kann ein Wort auch unterschiedlichen Wortfeldern zugeordnet werden, wie beispielsweise das Wort Energie:

    1. Energie im Sinne von: den Kopf frei haben: Erkenntnispol
    2. Energie als pure Energie, um etwas tun zu können: Ordnungspol
    3. Energie als Lebendigkeit im Miteinander: Beziehungspol

    Alle hier genannten Begriffe gehen auf die Arbeit von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer mit dem GPA-Schema zu Personen- und Organisationssystemen zurück. Wir haben sie mit Erfolg im Kontext der beraterischen Arbeit im Unternehmen weiterverwenden können. In der Gesamtschau bilden die drei Pole mit dem Raum, den sie einschließen, symbolisch ein Bild der unter den Menschen möglichen Wertesysteme.

    Die GPA-Karten arbeiten mit einem an diesen Polen orientierten Farbschema. Danach sind die zum Erkenntnispol gehörenden Karten gelb, der Ordnungspol grün und der Beziehungspol ist rot. In dem Raum zwischen den so gefärbten Polen - so eine mögliche Vorstellung - fließen die Farben ineinander und vermischen sich entsprechend einem Farbschema, so dass jede Stelle des Dreiecks Anteile der drei Farben in unterschiedlichen Zusammensetzungen hat. Kein Punkt des Raumes ist farblich mit einem anderen identisch.

    Die negativen Übertreibungen der Werte oder Haltungen wurden nicht über die Karten abgebildet. Solche sind z.B. 

    • Leichtgläubigkeit (des Beziehungspols)
    • Pedanterie in Wissensfragen (des Erkenntnispols)
    • Unbarmherzigkeit in Regelfragen (des Ordnungspols)

    Background

    Entwickelt von Elisabeth Ferrari in Kooperation mit Syst®

    Comments (0) 

    Please Log in or Sign up for a FREE SessionLab account to continue.